Seiten

Donnerstag, 6. Oktober 2011

Wie der lösliche Zitronentee zu den Menschen kam

Beim Durchwühlen meines digitalen Archives ist mir das folgende Kuriosum in die Hände gefallen. Ich hatte selbst völlig vergessen, dass ich so etwas je verbrochen habe. Leider kann ich mich kaum noch erinnern, warum ich es schrieb, vermutlich war es eine Art Nonsense-Schreibwettbewerb zu einem vollkommen zufälligen Thema. Ich konnte nur ermitteln, dass ich es im Juli 2006 geschrieben haben muss.
Es ist albern und hat kaum einen literarischen Wert, aber trotzdem musste ich ein wenig schmunzeln. Ich möchte es meiner Leserschaft nicht vorenthalten.


Wie der lösliche Zitronentee zu den Menschen kam

Und es ergab sich dereinst zu grauen Zeiten,
dass ein furchtbares Handelsembargo
das gelobte Land heimsuchte
Und die Völker des Herrn verzagten.
„Die Kinder dursten, O Herr!
Und niemand will reines Wasser
aus der Leitung trinken, denn es schmeckt nur
nach Chlor und enthält kein Vitamin C!“
So klagten sie gen Himmel.
Da erschien ein Bote auf dem Berge
Aldimarktum. Und er trug weiße Gewänder
und war gar fürstlich anzusehn.
In seinen Händen hielt er ein gar wunderliches
Gefäß mit gelbem Schraubdeckel.
„So bringet mir Wasser, im Namen des Herrn!“,
sprach Gottes Bote mit mächtiger Stimme vom Berge.
Und das Volk brachte ihm Wasser aus dem Brunnen.

Und ein Wunder geschah auf dem Berge Aldimarktum,
denn die segnenden Hände des Engels
huben aus der Büchse mit dem gelben Schraubdeckel
ein Granulat, das das Wasser färbte.
„Trinkt, meine Kinder!“, befahl da der Engel.
Und die Menschen tranken. Es schmeckte
nach chemischen Geschmacksstoffen und Zucker.
Und der Engel verkaufte sehr preiswert viele
weitere Büchsen an das Volk Gottes.
Und die Menschen fanden, dass es gut war,
denn das Granulat war ergiebig und sorgte
für wenig Geld dafür, dass das Wasser einen anderen
Geschmack bekam.

„Was ist das, oh Strahlender?“,
frugen die Menschen den Boten voll Demut.
„Das ist löslicher Zitronentee, das schmeckt man doch!“,
sprach da der Engel und erhob sich wieder gen Himmel.
Und fortan hieß das wunderliche Granulat
„löslicher Zitronentee“.
Und die Menschen priesen Gott den Herrn, denn
er hatte sie in seiner Gnade vor dem Verdursten bewahrt.
Und er hatte Kreativität bewiesen, denn er
sah von der weniger originellen Lösung ab,
einfach das Wasser schmackhafter zu machen…

Creative Commons Lizenzvertrag
Wie der lösliche Zitronentee zu den Menschen kam von Stefan Reichelt steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Nicht-kommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen