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Dienstag, 23. Dezember 2014

Vertrocknende Zweige

Ich war immer ein Weihnachtsmuffel, aber mit Familie sieht das etwas anders aus. Strahlende Kinderaugen haben etwas Magisches, und auch meine geliebte Frau trägt eine Menge dazu bei, auch in mir so etwas wie Weihnachtsstimmung zu wecken. Nun plant man viel hin und her, und man opfert gemeinsame Zeit zugunsten eines wohl geordneten Ablaufs. Auch mich erwischt es dieses Jahr. Ich verbringe einen Abend allein zuhaus. An sich eine gewöhnliche Sache, aber nun stimmt es mich doch etwas wehmütig. Ich weiß, dass ich meine Familie morgen wieder sehe, aber heute Abend wird mir nur der festlich geschmückte Weihnachtsbaum Gesellschaft leisten. Es ist, als hätte jemand auf die Pausetaste gedrückt. Zu gern möchte ich meine Frau in den Arm nehmen, ihr sagen, dass ich sie liebe und meinem Sohn liebevoll über den Kopf strubbeln.
Wie es bei mir immer so ist, inspiriert mich diese Stimmung zu einem Gedicht.

Vertrocknende Zweige

Wehmütige Klänge schweben durch die Äste
Des geschmückten Weihnachtsbaumes
Lichter spiegeln sich in bunten Kugeln
Sie gemahnen deiner Augen

Nur ich atme den Duft des Baumes
Einsam qualmt die Räucherkerze
Doch weihnachtlicher wird es nicht
In unsrer leeren Stube

Auch wenn die Tage länger werden
Wird doch die Nacht nicht kürzer
Zu dieser Zeit ist dein Fehlen
Als hielte Weihnachten den Atem an

Noch ein Plätzchen, ein Schluck Wein
Dann geh ich in ein viel zu großes Bett
Und der Weihnachtsbaum ist nur
Ein Haufen vertrocknender Zweige

Bis ich dich endlich wieder seh

Creative Commons Lizenzvertrag
Vertrocknende Zweige von Stefan Reichelt steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Nicht-kommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz.